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 St. 
          Franziskus von Paola
 S. 
          Francesco di Paola______________________________________
 
           
            | Franziskus 
                von Paola (oder: Francesco di Paola, Francesco da Paola, Franz 
                von Paula ..) lebte von 1416 bis 1507 und ist die bedeutendste 
                Persönlichkeit der Volksfrömmigkeit Kalabriens.
 Im Jahr 2007 wurde
 sein 500.Todestag begangen.
   |  |  |   | Für Bierliebhaber, spirituell und geschichtlich Interessierte sowie alle Freundinnen und Freunde Kalabriens:
 
 Alles über
 Franz von Paula /
 Francesco di Paola
 in
 
 EIN EUROPÄER AUS KALABRIEN -
 Biographisch-spirituell-touristischer Wegbegleiter auf den Spuren des Franziskus von Paola
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            | Paola 
              ist ein Städtchen von 17 000 Einwohnern und liegt am tyrrhenischen 
              Meer, dort wo die Eisenbahnlinie nach Cosenza von der Hauptstrecke Neapel 
              - Reggio di Calabria abzweigt. Vor allem aber ist Paola die Stadt des heiligen Franziskus - nicht 
              des Franziskus von Assisi, der für Franziskus von Paola ein 
              großes Vorbild war und mit dem er oft verwechselt wurde und 
              wird.
 Franziskus von Paola ist nicht nur Eremit und Pilger, sondern auch 
              Gründer einer Ordensgemeinschaft, die noch heute in zahlreichen 
              Ländern tätig ist.
 Als herausragende Gestalt in der Frömmigkeitsgeschichte des 
              italienischen Südens ist Franziskus wichtig für das Verständnis 
              der Identität Kalabriens früher und heute.
 Im Jahr 2007 feierte Paola den 500. Todestag 
            des Heiligen.
 |  |  | Das 
                Paulanerbier hat 
                seinen Namen von den Paulanermönchendes Franziskus von Paola, die sich um 1627 in München in 
                Neudeck
 ob der 
                Au niedergelassen haben.
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            |  | Links: 
                Der Wallfahrtsbezirk oberhalb des Ortes Paola mit der alten Wallfahrtskirche
 Rechts:Einer der sieben Brunnen, genannt "Sette Canali" an 
                der gleichnamigen Piazza in der Stadtmitte, dekoriert mit Darstellungen 
            aus dem Leben des Hl. Franziskus von Paola
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            | Unten: 
              Das Flüsschen Isca, das am Santuario vorbeifließt, war 
              Zeuge des Lebens von Franziskus |  |  |  |   
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            |  | Oben: 
              Das Denkmal des Emigranten auf dem Platz hinter der Bahnunterführung 
              zum 
              tyrrhenischen Meer hin - "St. Franziskus, der Emigrant", 
              der für 25 Jahre nach Frankreich ging. |  |  |   
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            | Die 
              Zeit, in der Franziskus von Paola lebt |  | Zeit 
                der Veränderungen Das Leben 
                des Franziskus von Paola (1416 - 1507) erstreckte sich über 
                nahezu ein Jahrhundert in einer Zeit der großen Veränderungen. 
                Zehn Jahre nach dem Tod von Franziskus begann in die Deutschland 
                die Reformation. Das Jahr 1519 war nicht nur das Jahr, in dem 
                der Reformator Martin Luther exkommuniziert wurde. Es war auch 
                das Jahr, in dem Papst Leo X. heiliggesprochen wurde, eben der 
                Papst, der die Ordensregel der Frati Minimi des Franziskus von 
                Paola approbiert hatte. Und diese Ordensregel war und ist geprägt 
                von Buße, Umkehr und Reformwillen, von Franziskus zusammengefasst 
                in den Worten vita quaresimale.  Renaissance: 
                Natur und/oder Gott Aus kultureller 
                Perspektive bewunderte Europa im 15. Jahrhundert das Ideal der 
                Renaissance. Der Mensch ist ganz auf die Herrschaft der Natur 
                ausgerichtet, der Natur wendet er sich zu und sieht sich nicht 
                mehr auf Gott angewiesen. Dieses Leben auf die Natur hin wirkt 
                auf den Menschen anziehend, steht aber ganz im Gegensatz zum mittelalterlichen 
                Denkmodell, das vom Gedanken der ewigen Rettung geprägt war. 
                Diese Autonomie war für viele fromme Menschen mit Angst verbunden. 
                In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gab es darüber 
                hinaus apokalyptische Stimmungen im Zusammenhang mit dem Jahrhundertwechsel 
                im Jahr 1500. Man fürchtete Gottes Strafe dafür, dass 
                sich der Mensch zur Welt hin orientiert und das Heilige zu verlieren 
                droht. Hinzu kam die Angst vor der Türkeninvasion. Dies alles 
                wurde zum idealen Nährboden für Umkehrpredigten und 
                Bußpraktiken. Politik: 
                Könige, Barone, Staaten In politischer 
                Hinsicht bringt das 15. Jahrhundert die Entstehung des modernen 
                Staates, der die mittelalterliche Zersplitterung überwindet. 
                Frankreich spielt darin eine beherrschende Rolle, vor allem Ludwig 
                XI und seine Nachfolger - gerade mit ihnen hat Franziskus in der 
                Zeit seines Frankreichaufenthalts zu tun. Im Königreich Neapel, 
                wo König Ferdinand von Aragonien eine neuzeitliche staatliche 
                Struktur einführen will, trifft dieses Vorhaben auf den erbitterten 
                Widerstand der Barone. Der blutig niedergeschlagene Aufstand der 
                Barone hatte schreckliche Folgen vor allem für die einfache 
                Bevölkerung; dies ist der Hintergrund für die sozialen 
                Bemühungen des Franziskus von Paola. Kirche: 
                Licht und Schatten Im kirchlichen 
                Leben gab es Licht- und Schattenseiten, mondäne und karge 
                Lebensformen. Es gab bereits Ansätze von Reformen der Kirche, 
                sei es von oben oder unten. Die Kirche musste lernen, mit den 
                Wirkungen von Humanismus und Renaissance umzugehen, ohne ihrer 
                Sendung untreu zu werden - keine einfache Aufgabe. Auf die Kritik 
                der Armutsbewegung und der evangelischen Einfachheit reagierte 
                die Kirche teilweise mit Exkommunikation.(C; 2+3), teilweise nahm 
                sie die Impulse auf als Beginn einer Reformation von innen her. 
                Franziskus gehört zu denen, die mit der Reform ihres eigenen 
            Lebens zuerst beginnen. |  |  |   
            | Franziskus 
              von Paola wird geboren |  | Am 
              27. 
              März 1416 wird Franziskus in Paola/Westkalabrien geboren . 
              Dass er zur Welt kommt, ist für die lange kinderlos gebliebenen 
              Eltern Giacomo Martolilla und Vienna di Fuscaldo, Eigentümer 
              von ein paar Landstücken, die sie selbst bewirtschaften, ein 
              Wunder. Weil die Eltern das Kind als Frucht eines Gelöbnisses 
              an St. Franziskus von Assisi verstehen, wird es auf den Namen Franziskus 
              getauft. 
 Alles war an jenem Morgen wie immer in der Contrada Terravecchia 
              zu Paola, und doch
 stand die Zeit still, wurde etwas Außergewöhnliches von 
              Haus zu Haus weitergerufen.
 Alle Aufmerksamkeit richtete sich auf das Haus von Giacomo Martolilla 
              und Vienna di Fuscaldo,
 die für ihr gutes und frommes Leben meistgeschätzten Eheleute 
              des Ortes. Ein ungewohntes Spektakel
 bot sich den Augen und Ohren aller: Geheimnisvolle Melodien und 
              mysteriöse Flammen kamen
 aus jenem Haus. Es konnte sich nicht um einen Brand handeln, denn 
              es gab keinen Brandgeruch;
 und außerdem leckten die Flammen nicht an den benachbarten 
              Häusern. Die Nachbarin Maria
 ließ sich von den wunderbaren Zeichen nicht abschrecken, klopfte 
              neugierig und trat in das Haus von Vienna ein. Mit über der 
              Brust gekreuzten Armen kam sie wieder heraus und rief: „Welche 
              Freude, Franziskus ist geboren!.“ Es war ein Junge mit blauen 
              Augen, mit besonders heller Haut und blonden Haaren: Ein Augenblick, 
              der von allen in der Contrada Terravecchia erwartet worden war. 
              (B;14+17)
 Und 
                warum der Name Franziskus?Es blutete einem das Herz beim Anblick der zwei gottesfürchtigen 
                Eheleute, die auch noch nach 15 Jahren Ehe ohne eine Frucht ihrer 
                Liebe geblieben waren. Aber Vienna hatte immer auf den guten Gott 
                gehofft, und ein außergewöhnlich starker Glaube hatte 
                sie aushalten lassen, während sie die heimlichen Träume 
                ihres Herzens wiegte.
 Sie und der geduldige Giacomo waren sehr mit dem heiligen Patriarchen 
                von Assisi verbunden: Ihm hatten sie im Gebet ihre stille Qual 
                anvertraut und ihm versprochen, aus Dank und zum Schutz ihrem 
                künftigen Schatz den Namen Franziskus zu geben, sei es nun 
                ein Junge oder ein Mädchen. Von daher kommt der Name, seit 
                langem also vorausbestimmt und den Einwohnern der Contrada Terravecchia 
                bekannt. Und das alles ereignete sich unter dem Himmel von Paola 
                am Tyrrhenischen Meer am 27. März 1416. Die Flammen über 
                dem Geburtshaus sollten bedeuten: Franziskus ist bestimmt dazu, 
                Feuer und Licht für die Welt zu werden. Das sollte sich offenbaren 
                durch die Glut seiner Liebe (carità), als mitreißende 
                Liebe zu Gott und als leidenschaftliche Liebe zu den Menschen, 
            seinen Geschwistern. (B;17)
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            | Franziskus erkrankt, und die Mutter macht ein weiteres 
              Gelöbnis |  |  Nach 
                einem Monat erkrankt Franziskus ernsthaft am linken Auge. Die 
                Mutter wendet sich erneut an den Heiligen von Assisi, gelobt im 
                Fall einer Heilung den Sohn zu gegebener Zeit für ein Jahr 
                in einen franziskanischen Konvent zu geben. Das Gebet wird erhört, 
                und tatsächlich wird Franziskus geheilt.Am Beispiel der Eltern lernt er in seiner Kindheit eine Frömmigkeit 
                kennen und leben, in der Fasten und Buße eine bedeutende 
                Rolle spielen. Eine kulturelle Bildung ist nicht ausgeschlossen, 
                steht aber nicht im Vordergrund der Erziehung.
 
 "Was wird wohl aus diesem Kind?" fragten sich Nachbarn 
                und Verwandte neugierig, insbesondere wegen der seltsamen Flammen 
                bei der Geburt. „Das, was Gott will.“ antwortete Vienna 
                zurückhaltend mit einem leichten Lächeln auf den Lippen 
                und etwas geneigten Pupillen. Diese Pupillen kreuzten sich eines 
                Tages voll Schrecken mit denen des Kindes und versetzte ihr Herz 
                in Angst. Ein Belag wie aus Eiweiß hatte das linke Auge 
                von Franziskus belegt und war das Licht dieses Auges erloschen. 
                Es handelte sich um einen bösartigen Abszess, der ernsthaft 
                die Sehfähigkeit des Kindes bedrohte. „Du hast ihn 
                uns geschenkt, du musst ihn jetzt retten, unser heiliger Beschützer!“
 Auf diese Anrufung der Eltern hin, die wie ein Angstschrei klang, 
                antwortete wiederum voll Güte
 der Heilige von Assisi: Der weiße Belag im Auge lichtete 
                sich, das Auge bekam seine Klarheit
 allmählich zurück und glänzte wieder lebendig wie 
                zuvor.(B;18+21)
 
 
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            | Das 
              Gelöbnis der Mutter wird erfüllt: Franziskus im Konvent der Franziskanerbrüder zu S. Marco Argentano
 |  | Mit 
              13 geht er in Begleitung der Eltern zum Konvent der Minderbrüder 
              (Franziskaner) nach S. Marco Argentano, das rund 40 km entfernt 
              ist. Unter den Brüdern dort fällt er als frommer, hilfsbereiter 
              Junge auf, der viel betet - auch bei Nacht - und der deutlich strenger 
              fastet als die Franziskanerbrüder. 
 San Marco Argentano ist ein Dorf nördlich von Cosenza, 
              wo eine kleine Gemeinschaft von Konventbrüdern lebte. Hier 
              kamen Franziskus und seine Eltern nach einer Fußreise von
 12 Meilen an, um den Dreizehnjährigen dort zu lassen, damit 
              er ein Jahr in der Kutte der Franziskaner verbringen würde; 
              dieses Versprechen hatte seine Mutter Vienna gemacht, als das Auge 
              ihres Kindes verloren zu gehen drohte.(B; 21)
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            | Die 
              Pilgerfahrt nach Assisi 
 |  | Im 
              Jahr 1430 pilgert Franziskus mit den Eltern nach Assisi. Es ist 
              für ihn eine wichtige Reise zur Klärung seiner Berufung. Franziskus und seine Eltern pilgerten nicht nur nach Assisi; 
              sie berührten auch Montecassino, Rom und Loreto und besuchten 
              Einsiedeleien, die um den Berg Monte Luco verstreut lagen.
 Der Besuch in Rom verwirrte Franziskus gewaltig: Einem Kardinal, 
              der in einer prachtvollen Kutsche durch Rom fuhr, machte Franziskus 
              wegen des Prunks Vorwürfe: "Unser Herr hat anders gelebt." 
              Schon mit jungen Jahren war für Franziskus deutlich geworden, 
              dass die Kirche sich an der Forderung des Evangeliums nach Armut 
              des Evangeliums messen lassen muss und Reform braucht.
 |  |  |   
            | Franziskus 
                wird Eremit
 |  | Nach 
                Paola zurückgekehrt, bringt Franziskus seinen Eltern gegenüber 
                seinen Wunsch nach einem Leben als Eremit zum Ausdruck. Mit 15 
                Jahren (nach Ansicht der Historiker auch einige Jahre später) 
                zieht er sich in eine Grotte außerhalb seines Heimatortes 
                Paola zurück, auf ein Grundstück, das sich im Besitz 
                der Familie befindet. Dort führt er ein Leben in Gebet und 
                Buße, getragen von Ekstasen und Visionen. Bei den Einwohnern 
                Paolas löst sein Lebensstil Staunen über die Strenge 
                seiner Lebensführung aus. Diese Erfahrung in Paola formt 
                ihn, was die Kontemplation, die Arbeit, die Einsamkeit, den Verzicht 
                und die körperlichen Abtötungen betrifft. Bald schon 
                wird seine Höhle zu einem Ort, der von vielen Menschen aufgesucht 
                wird. Sie erwarten von ihm Rat und Hilfe durch seine geistliche 
                Führung. Einige wollen so wie er streng nach dem Evangelium 
                leben. Mit gerade 19 Jahren empfängt er im Jahr 1435 die 
                ersten Schüler. Damit steht Franziskus vor der Herausforderung, 
                wie er seine Lebensform als Eremit mit dem Zusammenleben mit weiteren 
                Brüdern vereinbaren kann.
 
 |  |  |   
            | Franziskus 
              beginnt mit dem Bau des Konvents. |  | Der 
                Aufbau der Eremiten-Gemeinschaft und der Bau des Konvents sind 
                eine wichtige Zeit für Franziskus.   Der 
                berstende KalkofenAls man mit dem Bau des Konvents in Paola begann, ließ der 
                gute Padre einen Ofen zum Kalkbrennen errichten. Da trug es sich 
                zu, dass der ganze Ofen drohte zusammenzubrechen, zum einen, weil 
                er wohl überladen war, zum anderen, weil er vom frühen 
                Morgen bis hinein in die Nacht brannte; und es fielen einige Steine 
                aus den Wänden. Als schon der innere Teil am Zerfallen war, 
                schickte man nach dem guten Padre, der sich in seiner kleinen 
                Zelle aufhielt. Man berichtete ihm, dass der Herd am Zerbersten 
                sei. Kaum dass er dies gehört hatte, machte er sich auf, 
                um selber nachzusehen. Allen sagte er, dass sie essen gehen sollten, 
                und sie gehorchten. Der Padre blieb allein. Der Maurermeister 
                war kurz weggegangen; als er zurückkehrte, sah er den guten 
                Padre unversehrt aus dem Ofen heraustreten; den Ofen selbst fand 
                er intakt wie zuvor. Nun wies ihn der gute Padre an: "Auf, 
                werft Holz in den Ofen." Dieses Wunder wurde von etlichen 
                erzählt und ist auch durch jenen Maurermeister bezeugt, der 
            sich dort zum Kalkbrennen aufhielt. (A; 13)
 |  |  |  |  |   
            |  |  | Das 
              Wasser der Cucchiarella (=des Schöpflöffels bzw. der Schöpfkelle, weil man 
              das Wasser mit Schöpflöffeln aus dem Quellbecken entnimmt, 
              wo es sich durch ständige Tropfen aus dem Gestein erneuert)
 Die Arbeiter am Konvent murrten, weil Trinkwasser fehlte und sie 
              es unbequem fanden, an den Bach Isca hinunterzugehen, um ihren Durst 
              zu löschen. Der Heilige gab ihnen die gute Laune zurück, 
              indem er mit einem Stock gegen den Felsen schlug, aus dem dann eine 
              Quelle entsprang, die bis heute sprudelt.
 |  |  |   
            |  |  | Ponte 
                del DiavoloDer Abhang, an dem das Städtchen Paola liegt, wird durchfurcht 
                von einem Flüsschen namens Isca. Am Ufer des Flüsschens 
                liegt auch der Konvent bzw. das Santuario von S. Francesco di 
                Paola. Geht man aufwärts dem Flüsschen entlang, so gelangt 
                man zum Ponte del Diavolo (Teufelsbrücke).
 An dieser Brücke sind Geschichte, Legende und Sakralität 
                eng miteinander verwoben. Sie wird Teufelsbrücke genannt, 
                weil sie erzählt, dass der Teufel dem Heiligen helfen wollte, 
                den dringend benötigten Übergang über das Flüsschen 
                zu errichten. Es heißt, dass der Teufel als Gegenwert für 
                sein Hilfe beim Brückenbau die Seele des ersten, der darübergehen 
                würde, bekommen sollte. Als die Brücke fertiggestellt 
                war, ließ Franziskus voller Schlitzohrigkeit zuerst einen 
                Hund darüberlaufen und bot dem Teufel die Seele des Hundes 
                an. Der Teufel, außer sich vor Wut, weil er getäuscht 
                worden war, schlug gewalttätig gegen die Mauer und hinterließ 
                dabei einen Abdruck, den die Besucher noch immer mit zwiespältigen 
                Gefühlen betrachten.
 |  |  |   
            |   |  | WespengefahrEin anderes Mal, während er die Zellen seiner Brüder 
                vom Konvent zu Paola bauen ließ, fanden die Ordensleute, 
                die die Steine transportierten, an dem Ort, wo man die Steine 
                holte, eine große Menge Insekten, die man Wespen nannte. 
                Als man die Steine wegnahm, begannen die Wespen laut zu summen 
                und erhoben sich derart, dass die Brüder sich anschickten 
                zu fliehen. Sie wandten sich an den guten Padre, der mit dem Bau 
                der besagten Zellen beschäftigt war, und erzählten ihm 
                das Geschehene. Umgehend begab er sich zum Ort des Geschehens, 
                wo sich die Wespen befanden, und befahl den Brüdern wegzugehen. 
                Ich allerdings, N.N.(=der anonyme Erzähler), versteckte mich 
                hinter der Tür, um zu erfahren, was er vorhatte. Ich sah 
                nun, wie er die Wespen nahm und in den Wald trug, nahe beim Konvent. 
                Und von da an wurden sie nicht mehr gesehen. (A; 15)
 MartinelloDer Heilige hatte ein Lamm besonders lieb; er nannte es Martinello. 
                Eines Tages, als Franziskus für eine kurze Zeit abwesend 
                war, beschlossen die Bauarbeiter, es zu verspeisen; und nachdem 
                sie es gekocht und verzehrt hatten, warfen sie die Knochen in 
                den Ofen. Der Heilige begann, Martinello zu suchen und fragte 
                die Arbeiter, die am Konvent beschäftigt waren, ob sie Martinello 
                gesehen hätten; sie verneinten es, aber als er begann, nach 
                dem Lämmchen zu rufen, da sprang es gesund und munter aus 
                den Flammen hervor. Die Verwunderung und die Verlegenheit der 
                Arbeiter gegenüber St. Franziskus war verständlicherweise 
            sehr groß.(B 47+48)
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            |     San Francesco di Paola empfängt vom Erzengel Michael das Schild mit der Aufschrift CHARITAS  Gemälde von Giuseppe Capoano 2017Kirche in San Nicola dell'Alto
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            | Franziskus 
              empfängt das Zeichen "Charitas". |  | Gestärkt 
                für den weiteren Weg wird Franziskus durch eine Erscheinung 
                des Erzengels Michael, der ihm das Zeichen CHARITAS als Wegweisung 
                übergibt. Nach der Tradition trägt der Engel ein leuchtendes 
                Schwert in den Händen, auf dem das Wort CHARITAS geschrieben 
                war. Dazu spricht der Engel: "Dies wird das Wappen deines 
                Ordens sein." Wo immer Franziskus sich hinbegibt, erfüllt sich auf wunderbare 
                Weise der Auftrag der CHARITAS: Kranke finden Heilung, Notleidenden 
                wird geholfen, es geschieht viel in sozialer und religöser 
                Hinsicht, und es ergeht die Aufforderung an die Menschen, mit 
                ihrem Leben umzukehren und den Spuren des Evangeliums zu folgen.
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            | Franziskus 
              gründet drei weitere Konvente in Kalabrien |  | Nun 
                kommen die Leute nicht mehr nur zu ihm; sie laden ihn ein in die 
                Dörfer und Städte und bitten ihn, dort neue Einsiedeleien 
                zu gründen.Von 1444 bis 1453 (nach Meinung der Historiker erst ab 1471, siehe 
                D) hält sich Franziskus in Paterno Calabro (ca 15 km südlich 
                von Cosenza) auf, wo er den zweiten Konvent des Ordens errichtet. 
                Zwischen 1453 und 1464 (eher in den Siebzigerjahren des15. Jhts.) 
                gründet er in Kalabrien die Konvente von Spezzano (rund 40 
                km nördlich von Cosenza) und Corigliano Calabro (am Ionischen 
                Meer).
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            | Päpstliche 
              Überprüfung |  | 1467 
              sendet der Papst, der von dem Wirken Franziskus' gehört hatte, 
              einen Delegaten, um das Leben von Franziskus zu prüfen. Bei seiner Rückkehr versichert der Gesandte Baldassarre 
              De Gutrossis dem Papst die Treue Franziskus' zum Heiligen Stuhl. 
              Franziskus erhält einen Ablassbescheid, der helfen soll, eine 
              neue Kirche zu finanzieren. Das Verfahren zur Anerkennung der Kongregation 
              der Eremiten ist eingeleitet, einer Gemeinschaft, die Armut, 
              Buße, Gehorsam und Demut als ihre Ideale hat.
 |  |  |   
            |  
                Franziskus geht nach Sizilien   Zur Legende von der Überfahrt 
                des Franziskus von Paola über den Stretto von Kalabrien nach 
                Sizilien hat Franz Liszt ein Klavierstück komponiert:Der heilige Franziskus von Paola über die Wogen schreitend.
 
 |  | Um 
                das Jahr 1482 wird das Wunder von der Überschreitung des 
                Stretto (=Meerenge zwischen Italien und Sizilien) auf seinem Mantel 
                datiert. Franziskus gründet in Milazzo(Sizilien) einen fünften 
                Konvent und kehrt dann nach Kalabrien zurück.  Eine 
                Brotvermehrung auf dem Weg nach SizilienZwei Ratsherren von Milazzo, einem Ort jenseits 
                des Stretto von Messina gelegen, trafen in Paterno ein, um Franziskus 
                zu suchen und ihn zu bitten, dass er einen Konvent in ihrer Stadt 
                gründen würde. Franziskus machte sich auf die Reise 
                nach Sizilien und nahm mit sich den treuen Padre Paolo Rendacio 
                und den einfachen Bruder Giovanni de San Lucido. Keine Speisen 
                und kein Geld hatten sie dabei, nur einen Knotenstock in der Hand 
                und im Herzen so viel Zuversicht in die Vorsehung Gottes. Und 
                der gute Gott belohnte das Vertrauen seines Dieners mit einem 
                typischen und allgemein bekannten Wunder. Erzählt wurde es 
                von einem der zahlreichen Zeugen, die beim Heiligsprechungsprozess 
                unter Eid aussagten.
 Am Pass von Barrello angekommen, trafen die drei Pilger auf neun 
                Reisende, die vom Dorf Arena kamen und nach Terranova wollten. "Um der Liebe willen" fragte der arme Eremit um ein 
                wenig Brot. Auf den ernsthaften Protest der Reisenden, dass sie 
                kein Krümelchen hätten, sagte Franziskus entschieden: 
                "Gebt mir einen eurer Quersäcke; ich bin sicher, dass 
                Brot darin ist." Man öffnete einen Quersack, und ein 
                warmes, noch dampfendes Brot kam zum Vorschein. "Dieser Bruder 
                ist ein Heiliger", sagte sich einer der Reisenden in seinem 
                Herzen, der wohl wusste, dass in den Säcken nichts gewesen 
                war.
 Alle begannen zu essen von dem Brot, das Franziskus zuvor gesegnet 
                hatte; und je mehr sie davon verzehrten, umso mehr wurde es. Und 
                sie ernährten sich auch die folgenden drei Tage davon, bis 
                sie in Cotona bei Reggio Calabria ankamen.
 Eine 
                unglaubliche Seefahrt nach SizilienHier in Cotona fragte derselbe selige Padre "um der Liebe 
                willen" einen gewissen Pietro Coloso, Eigentümer eines 
                Bootes, das Holz nach Sizilien brachte, aus dem man Wannen zum 
                Salzen der Sardinen fertigte, damit er sie nach Sizilien übersetzen 
                sollte. Der Herr Coloso antwortet: "Zahle, Mönch, und 
                ich bringe dich." Von neuem sprach Franziskus: "Bringe 
                mich, um der Liebe willen (per carità)." Coloso blieb 
                stur. "Zahl, und du wirst mit mir nach Sizilien kommen." - und er fuhr ab.
 Der gute Padre entfernte sich einen Steinwurf weit, kniete sich 
                nieder, hob die Augen zum Himmel, machte das Zeichen des Kreuzes über dem Meer, breitete seinen Mantel aus, bestieg ihn, als 
                wäre er festes Land, und die Wellen und der Wind trugen ihn 
                hinüber ans andere Ufer. Das Wunder ereignete sich bei Tageslicht 
                am 4. April 1464. Von diesem Tag an sah man einen Schiffer jeden 
                Abend am Ufer, dort, wo sich das Wunder ereignete, umherirren, 
                um seine Schuld mit heißen Tränen zu beweinen. Und 
                jeden Abend musste der Schiffer das Zusammentreffen mit dem Heiligen 
                von Neuem durchleiden, als seine verwunderten Augen mit angesehen 
                hatten, wie Franziskus das Meer auf einer unsichtbaren Barke bezwang. 
                (B; 99+100)
 
 |  |  |   
            | Francesco, 
              der Wundertäter |  | Wie 
                Francesco seine Wunder verstand Von Anfang 
                an steht Franziskus im Ruf, ein großer Wundertäter 
                zu sein. Zeichen und Wunder begleiten sein Leben, vom Bau des 
                ersten Konvents an bis zu seinem Weggehen nach Frankreich. Sein 
                Wundertätigkeit gilt allen, bevorzugt aber den Armen und 
                Unterdrückten, die unter den Misshandlungen durch die Mächtigen 
                leiden müssen, gegen die Franziskus fortwährend seine 
                Stimme erhebt. Die Elemente, die Franziskus für ein Wunder 
                gebraucht, sind sekundär und nicht von Bedeutung. Die Menschen 
                sollen verstehen, dass nicht sie es sind, die heilen oder das 
                Problem lösen, sondern Gott..  Eine Legende 
                macht sein Wunderverständnis deutlich:  Ein Junge 
                aus Paola hatte am Arm eine Wunde, die nicht vernarben wollte. 
                Man hatte ihn deshalb schon zu bekannten Ärzten gebracht, 
                die ihm aber nicht helfen konnten. Da sagte seine Mutter zu ihm: 
                "Geh auch du zur Einsiedelei von Franziskus und sieh zu, 
                dass er dir zur Gnade verhilft." Der Junge war einverstanden, 
                ging hin und erzählte Franziskus sein Leiden, einschließlich 
                der erfolglosen Heilungsversuche. Franziskus beugte sich herunter, 
                nahm das erste Kraut, dass ihm zwischen die Finger kam und sagte: 
                " Bring es zum Kochen, lege es auf die Wunde, und du wirst 
                geheilt sein." Der junge Mann schaute ihn an und sagte "Von 
                diesem Kraut gibt es viel in Paola, kann es tatsächlich Wunder 
                bewirken?" Der Eremit erwiderte: "Es ist der Glaube, 
                der Wunder bewirkt." Einem Priester, der ihn fragte: "Wie 
                kannst du wissen, ob dieses Kraut gute Eigenschaften hat?" 
                antwortet Franziskus mit der Einfachheit des Evangeliums: "Dem, 
                der Gott treu dient und seinen Geboten folgt, erweisen auch die 
                Kräuter ihre guten Eigenschaften."
 Für einige Wunder gibt es Parallelen bei anderen Heiligen 
                der Frömmigkeitsgeschichte.
 Viele Wundergeschichten erinnern an biblische Motive, vor allem 
                an Worte und Zeichen Jesu.
 
 |  |  |   
            |  |  | Eins 
                mit der Natur
 Das Ohr des Hirschkälbchens
 Ein weiteres Mal, als der gute Padre durch die Wälder ging, 
                traf er ein kleines Hirschkälbchen, das die Jäger gerade 
                ergreifen wollten.
 Franziskus nahm ihm ein Teil des Ohres ab und entließ es 
                in Freiheit, und allen, die zugegen waren, verbot er, es zu berühren. 
                Nach längerer Zeit wurde aus dem Hirschkälbchen ein 
                ausgewachsener Hirsch. Als das Tier nun wiederum von Jägern 
                verfolgt wurde, eilte das Tier zum Konvent, genau an die Stelle, 
                über der sich die Zelle des guten Padre befand; es begleitete 
                Franziskus in die Kirche und überallhin, wohin er ging. Es 
                leckte ihm die Kutte und feierte ihn als seinen Beschützer. 
                Franziskus erkannte an seinem Kopf die Stelle, wo er ein Stück 
                vom Ohr abgenommen hatte.
 Doch weil die Arbeiter am Konvent dem Hirsch nichts Entsprechendes 
                zu essen bieten konnten, teilten sie dies dem guten Padre mit, 
                der schließlich ihrem Drängen nachgab und das Tier 
                schweren Herzens ziehen ließ.
 Noch heute bewahrt man das Stück Ohr im Konvent zu Paola; 
                zur Erinnerung an jenes Geschehnis. (A; 14)
 Die 
                Auferweckung der FischeEin aufsehenerregendes Wunder geschah so:
 Einmal brachte man Fische in einem Korb, der mit Blättern 
                ausgelegt war; die Fische waren alle tot.
 Zufällig am gleichen Tag kam der Bischof von Cosenza zu Besuch. 
                Der gute Padre sagte zu dem Mann, der die Fische gebracht hatte: 
                „Du bist gerade zur rechten Zeit gekommen. Waschen wir die 
                Fische, um sie dem Herrn darzubringen“. Und beide machten 
                sich zum Brunnen auf, der im Inneren des Konvents plätscherte. 
                Während sie begannen die Fische zu waschen, kehrte der erste 
                Fisch, den der gute Padre nahm, um ihn zu waschen, augenblicklich 
                ins Leben zurück; und man ließ ihn in jenem Becken, 
            wo er einige Jahre lang weiter lebte. (A; 16)
 |  |  |   
            |  |  | Blinde sehen ...
 Die 
                schöne GiuliaGiulia Catalano war 17 und von großer Schönheit an 
                Seele und Leib. Schade, dass sie blind geboren war! Der Vater 
                führte sie zu Franziskus, der sich gerade um den Garten des 
                Konvents mühte und einen kleinen Strauß Blätter 
                in den Händen hielt. Er nahm eines der Blätter, segnete 
                es und legte es auf die leblosen Pupillen des Mädchens. Zwei 
                schwarze, tiefgründige Augen richteten sich verwundert und 
                dankbar auf das Gesicht des Wohltäters und vergaßen 
                es nie mehr.
 |  |  |   
            |   "S. 
                Francesco's neuestes Wunder" Als 
                vor wenigen Jahren an den Konventsgebäuden in Paola renoviert 
                wurde, hörten die Arbeiter, die auf dem Gerüst tätig 
                waren, wie sie einer der Brüder rief, sie sollten zum Essen 
                herunterkommen. Sie kletterten das Gerüst hinab. Als alle 
                Arbeiter das Gerüst verlassen hatten, brach das Gerüst 
                zusammen. Doch der Bruder, der sie gerufen hatte, war verschwunden.Auch 
                von den andern Brüdern wusste niemand, wer die Arbeiter zu 
                Essen gerufen haben sollte. |  | Lahme gehen ...
 Das 
                Knie von Meister Antonio wird geheiltEin anderes Mal war sein lieber und treuer Freund, Meister Antonio 
                Di Donato mit Franziskus unterwegs durch die Wälder, als 
                folgendes geschah: Ein Felsblock stürzte einen Berghang herab 
                und traf Meister Antonio so schwer, dass sein Knie dabei brach. 
                Der gute Padre, von Mitgefühl bewegt, streckte seine Hand 
                zu dem Knie von Meister Antonio aus, und im selben Augenblick 
                bemerkte der, wie das getroffene Knie heil war, so heil wie das 
                andere Knie.(A; 14)
 Heilung 
                einer gelähmten Frau aus PaolaEine Gliederlähmung plagte schon ein Jahr lang Ciaradonna 
                Carbonello, eine Frau aus Paola, so das sie von den betrübten 
                und verzweifelten Familienmitgliedern gefüttert, ins Bett 
                gebracht und wieder hergerichtet werden musste. "Wie sind 
                wir doch dumm: Zahllose Fremde kommen aus der ganzen Provinz hierher 
                aus Ergebenheit zu St. Franziskus; und wir haben ihn hier bei 
                uns und sind noch nie zu ihm gegangen! Gehen wir und bitten ihn, 
                dass er für diese Unglückliche Fürsprecher sei! 
                Der Herr heile sie oder nehme sie zu sich, wir schaffen es jedenfalls 
                nicht mehr!" So sprachen die Eltern, legten die Gelähmte 
                einer Bediensteten auf die Arme und schlugen den Weg zum Konvent 
                ein. Bruder Franziskus ermunterte und ermahnte sie, "guten 
                Glauben an den Herrn zu haben, denn ohne Glauben kann es keine 
                Gnade geben." Er verwickelte sie ein wenig in ein Gespräch; 
                dann entließ er sie, nachdem er die Kranke mit geweihtem 
                Wasser besprengt hatte, und ordnete an, die verkrampften Glieder 
                mit gekochten Brennesseln zu behandeln. Auf dem Rückweg bat 
                die Ärmste ihre Trägerin, sie zu Boden zu lassen, "damit 
                sie ein Bedürfnis erledigen könnte." Da spürt 
                sie eine ungewohnte Kraft ihre Glieder durchschlängeln, mit 
                der sie sich von allein aufrecht halten konnte. Und sie war geheilt 
                ohne Brennesseln oder andere Dinge.(B; 60+61)
 |  |  |   
            |  | Aussätzige werden rein ...
 Die Lepra 
                hatte seit zwei Jahren den Körper eines Mannes namens Marcello 
                Cardilla aus Cosenza verunstaltet und gelähmt. Nachdem man 
                ihn nach Paola gebracht hatte, betete Franziskus einige Augenblicke 
                lang, dann nahm er ihn bei der Hand und befahl ihm: " Bruder, 
                um der Liebe willen - per carità - , steh auf und geh!" 
                Zum Erstaunen aller erhob sich Marcello und ging umher. Sein Kräfte 
                kehrten zurück, und sein Körper war rüstig wie 
                der eines Jungen. |  |  |   
            |  |  | Taube hören 
                und Stumme sprechen ...
 Die 
                Heilung eines Stummen aus CrotoneEin anderes Mal, während derselbe Meister Antonio im Konvent 
                zu Paola weilte, kam ein Stummer aus dem östlichen Kalabrien, 
                aus einem Ort nahe Crotone. In der Nacht, die auf die Ankunft 
                des Stummen und seiner Eltern folgte, erhob sich der gute Padre 
                und begleitete ihn in die Kirche, die von vielen Kerzen erleuchtet 
                war. Während er betete, erwarb der Stumme augenblicklich 
                wieder den Gebrauch der Zunge. Als der Tag anbrach, ließ Franziskus ihn mit seinen Eltern aufbrechen Richtung Heimat. (A; 
                15)
 Die 
                Kerze ist heruntergefallen!Ein anderes Mal führte man einen Jungen, der nicht hören 
                konnte, zu St. Franziskus, damit er ihn heilen möge. Der 
                Heilige ermahnte die Eltern, die Madonna anzurufen, und gleichzeitig 
                entzündete er eine Kerze vor ihrem Bild, um sich dann ins 
                Gebet zurückzuziehen. Überraschend fiel die Kerze zu 
                Boden; da meldete sich der taube Junge zu Wort und rief: "Uh, 
                die Kerze ist heruntergefallen!" (B; 68)
 |  |  |   
            |  |  | Besessene werden 
                befreit ...
 MachtkampfEine vom Teufel besessene junge Frau wurde vor den guten Padre 
                geführt. Der bösartige Geist, der in ihr war, sagte 
                laut schreiend, dass jener schmutzige Bärtige, mit geflickten 
                Kleidern, dieser Wurzelfresser (also: St. Franziskus!) ihm und 
                den Seinen im Wege stehe. Der gute Padre fragte ihn: "Wer 
                seid ihr?" - "Wir sind einige spezialisierte Legionen." 
                "Wo sind deine Anhänger?" - "Im Wald in der 
                Nähe, wo man oft einen großen Schwarm Raben sieht."- 
                "Wohin ziehen sie?" - "Sie sind gesandt, um ganz 
                Italien zu zerstören." - "Wer hindert sie an ihrem 
                Plan?"- "Sie können nichts tun, solange du hier 
                sein wirst. Deine große Demut hindert sie. Aber nach deinem 
                Weggehen werden wir all das verwirklichen, was wir schon lange 
                im Herzen tragen."
 Der Padre: "Wer hat dir so viel Überheblichkeit und 
                Einbildung geschenkt, dass du es gewagt hast, in diese arme Kreatur 
                Gottes einzudringen und sie zu beherrschen?" - "Ich 
                habe sie nicht ausgesucht, sie hat sich zu mir aufgemacht und 
                ich bin in sie eingezogen. Und es geht mir hier so gut, dass ich 
                es nicht schaffe auszufahren." Nun sprach der Mann Gottes: 
                "Fahr aus, per carità (um der Liebe willen), und lass 
                dieses arme Ding in Ruhe!" - "Aber wohin soll ich gehen?" 
                - "An den Ort, den du verdienst seit Anfang deiner Erschaffung!" 
                - "Gut, ich werde in drei Tagen dorthingehen." - "Nein, 
                sofort musst du gehen! Und verlier keine Zeit." - "Und 
                was wäre, wenn ich durch die Augen ausfahre und eins davon 
                mitnehme?"
 "Nein, ich verbiete dir, diesem Geschöpf Gottes Schlimmes 
                zuzufügen." - "Dann gib mir was anderes!"
 Der gute Padre bat einen seiner Brüder, dass er ihm eine 
                Glasflasche gäbe. Aber noch wollte der Teufel nicht ausfahren 
                und verwickelte den Padre nochmals in eine Diskussion. Schließlich 
                nahm Franziskus das Mädchen an den Haaren, und mit großer 
                Energie befahl er dem Teufel, aus dem Körper auszufahren. 
                Augenblicklich gehorchte der Dämon und ließ das Mädchen 
                praktisch entseelt zurück. Der gute Padre gab ihr die Lebenskraft 
                zurück; er gab ihr zu essen und zu trinken, und sie kehrte 
            vollkommen geheilt nach Hause zurück.(A 35)
 |  |  |   
            |  |  | Die Toten erstehen auf ...
 Berufung mit Umwegen
 Franziskus hatte einen jungen Mann - einen Verwandten von ihm - 
          aufgefordert, sein Mitbruder zu werden. Aber die Mutter des Jungen 
          wollte mit allen Mitteln verhindern, dass er in die Ordensgemeinschaft 
          eintreten sollte. Der junge Mann starb schließlich. Jetzt 
              machte sich die Mutter auf zum Konvent nach Paola und beklagte sich 
              beim guten Padre über den Tod des Sohnes. Der gute Padre wies 
              sie an, den toten Sohn in die Kirche des Konvents zu bringen, um 
              ihn dort zu bestatten. Die Begräbnisliturgie nahm ihren Lauf, 
              aber gegen Ende der Aussegnung – die Sonne war kaum untergegangen 
              –, als die Brüder sich beeilten, den Toten ins Grab zu 
              tragen, verbot ihnen der gute Padre dies und gebot ihnen, sich in 
              ihre Zellen zurückzuziehen. Inzwischen war die Nacht hereingebrochen. 
              Als der gute Padre allein zurückgeblieben war, nahm er den 
              Leichnam und trug ihn in seine Zelle, wo Gott ihn auferstehen ließ, 
              während der Nacht, durch die Gebete des guten Padre. Am Morgen 
              kam die Mutter bitterlich weinend, im Glauben, der Sohn sei beigesetzt. 
              Doch der gute Padre sprach zu ihr: „Wenn Du deinen Sohn lebend 
              sehen würdest, würdest du ihm nun die Zustimmung geben, 
              ein Bruder zu werden?“ – „Wollte der Himmel dass 
              es so wäre! Ich bereue, dass ich ihn daran gehindert habe. 
              Wenn er doch noch leben würde!“ Nun gab ihm der gute 
              Padre das Ordenskleid und begleitete ihn in die Kirche. Als ihn 
              die Mutter und die anderen Anwesenden sahen, priesen sie Gott. Von 
              da an brachten sie dem guten Padre entsprechende Achtung entgegen.
 (A; 38+39)
 |  |  |   
            |  |  | Kinderlose werden 
              erhört
 Kinderwunsch 
                ist ein häufiges Anliegen, mit dem Frauen und Paare zu St. 
                Franziskus kommen.  Wenn 
                ich doch ein Kind hätte ...Eine alte Frau, die keine Kinder hatte, kam zum guten Padre und 
                sagte ihm: „Ich bin sehr traurig, weil ich zwar – 
                Gott sei Dank! – mit Gütern gut gesegnet bin, aber 
                keine Kinder habe, denen ich alles übergeben könnte.“ 
                Der gute Padre antwortete ihr: „Gehe, in Liebe, Gott wird 
                sorgen.“ Und tatsächlich, wenig später, wurde 
                sie schwanger und brachte einen ordentlichen Jungen zur Welt, 
                den sie Franziskus nannte. Das hat mir dieselbe Frau erzählt. 
                Auch viele andere Frauen hatten auf die innigen Gebete des guten 
            Padres hin Kinder bekommen .(A; 25+26)
 |  |  |   
            |  |  | Francesco schaut 
                in die Herzen und prophezeiht Ereignisse voraus
 Franziskus 
                prophezeiht die islamische Invasion an den östlichen Küsten 
                des Königreiches Neapel; er sieht die Einnahme von Otranto 
                durch die Türken voraus. "Lieber 
                Andrea, versäume nicht, möglichst bald Getreide für 
                dieses Jahr zu kaufen und auch Vorsorge zu treffen für das 
                kommende Jahr!" sagte er eines Tages zum Schumacher der Gemeinschaft."Aber das Getreide trägt in solcher Fülle und kostet 
                fast nichts." - antwortete Antonio Rosetto,
 "Seis drum, schenk mir Gehör, und ihr werdet es nicht 
                bereuen." gab der Heilige zurück.
 Als er beim Gut von Calvano Plantedi vorbeikam, ermahnte er: "Um 
                der Liebe willen - per carità - , dieses Jahr sät 
                nicht nur eure Felder, sondern auch die Weinberge ein." Im 
                folgenden Jahr gab es eine schlechte Ernte, und es kam eine große 
                Hungersnot.
 |  |  |   
            |  |  |  |  |  |   
            | Der 
              Orden der Geringsten, der "Minimi", entsteht. 
 |  | Der 
              Erzbischof von Cosenza, Mons. Pirro Caracciolo, schenkt 
              schließlich 1470 mit der Urkunde Decet nos die Anerkennung 
              für die Congregazione eremitica di San Francesco d'Assisi 
              und unterstellt sie direkt dem Heiligen Stuhl. Papst Sixtus 
              IV. approbiert den Orden endgültig mit der Konstitution Sedes apostolica. Der Papst ernennt Franziskus zum Generaloberen 
              auf Lebenszeit. Die Kongregation hat nun ihre kirchenrechtliche 
              Anerkennung. Am 23. April 1473 nimmt Ferdinand von Aragonien, König 
              von Neapel, Franziskus und seine Kongregation der Eremiten unter 
            seinen Schutz. 
 |  |  |   
            | Sozialkritik: Franziskus, der König von Neapel 
              und die Barone
 
 |  |  
 |  |  |   
            |  |  | Im 
                Jahr 1481 wird Franziskus beim König von Neapel verleumdet. 
                Die Soldaten sollen ihn verhaften; er aber empfängt sie mit 
                großer Güte.Einmal kritisiert Franziskus die grausame Ausbeutung der Landbevölkerung 
                in Kalabrien durch den König von Neapel und die Barone. Als 
                der König ihm Geld geben will, auch, um zu prüfen, wie 
                ernsthaft Franziskus sein Armutsversprechen hält, nimmt dieser 
                eines der Geldstücke, bricht es in zwei Teile, und aus der 
                zerbrochenen Münze tropft menschliches Blut heraus. "Sire, 
                das ist das Blut ihrer Untertanen, das nach Wiedergutmachung vor 
                den Augen Gottes schreit!
 |  |  |   
            |  |  | Eine 
                andere Geschichte erzählt:Ein schwer kranker Baron wurde vor Franziskus geführt, 
                um geheilt zu werden. "Nehmt diesen Stein und tragt ihn zu 
                unserer Baustelle!" forderte ihn der Heilige auf. "Das 
                ist nicht möglich," antwortete der Baron, "dass 
                ich, der so schwach ist, ein schwereres Gewicht trage als irgendein 
                Mensch mit größeren Kräften, sei er noch so robust." 
                - "Das ist wahr; aber es ist ebenso wahr, dass eure armen 
                Vasallen, erschöpft durch eure lange schlechte Herrschaft, 
                nicht die Last derart großer Abgaben tragen können, 
                die ihr ihnen auferlegt. Wenn ihr wirklich wollt, dass der gute 
                Gott euch die verlorene Kraft zurückgibt, dann müsst 
                ihr euch beeilen, euren Abhängigen zurückzugeben, was 
                ihr aus ihnen herausgepresst habt." Der Baron begriff die 
                Lektion und versprach, seinen Untergebenen gegenüber künftig 
                christlich zu handeln. Mit einem Kreuzzeichen machte Franziskus 
                den Stein leichter, so dass der Baron ihn bequem tragen konnte. 
                Der Stein ist noch heute im Santuario in Paola ausgestellt, um 
                von den Gläubigen bestaunt zu werden.
 Wehe 
                dem, der regiert, aber schlecht regiert! (Franziskus in einem 
                Brief 1447 an einen Freund) 
 |  |  |   
            | König 
                Ludwig XI von Frankreich ruft Franziskus an seinen Hof 
 |  | Der 
                französische König Ludwig XI. hat durch den napoletanischen 
                Kaufmann Matteo Coppola von Franziskus und seinen Wundern gehört. 
                Ludwig möchte Franziskus gerne an seinem Hof haben, um durch 
                ihn Heilung zu finden. Ludwig bittet den König von Neapel 
                und den Papst, auf Franziskus Einfluss zu nehmen. Beide erkennen 
                die politischen Vorteile einer Reise von Franziskus nach Frankreich. 
                Franziskus geht 1483 an den französischen Hof, nicht ohne 
                zuvor König von Neapel und den Papst zu Beratungen zu treffen. 
                 Nach Neapel 
                geht Franziskus zu Fuß über den Pollino und nimmt unterwegs 
                Abschied von seiner Heimat Kalabrien. In Neapel wird er von Volk 
                und König begeistert empfangen. Mit dem Schiff in Rom angekommen, 
                empfängt ihn mehrmals der Papst, um mit ihm die aktuelle 
                politische Lage zu besprechen. Schließlich erreicht Franziskus das Schloss von Plessis-lez-Tours 
                mit dem kranken König. Eine körperliche Heilung kann 
                Franziskus dem König nicht bieten, er erleichtert jedoch 
                als Beichtvater das Gewissen des Königs und steht ihm in 
                der Stunde des Todes bei. Er bleibt für die folgenden 25 
                Jahre am französischen Hof als Berater des jungen Königs 
                Karl VIII.
 Inzwischen 
                war König Ludwig XI von Frankreich der Ruf des Heiligen zu 
                Ohren gekommen. Er wollte, dass Franziskus um jeden Preis an den 
                Hof kommen solle, damit er ihn von dem Übel heile, das ihn 
                befallen hatte. Die Schlechtigkeit des Königs war allgemein 
                bekannt.Doch Franziskus zog vor, nicht zu gehen; nicht so sehr wegen der 
                Schlechtigkeit des Königs, sondern um den armen Leuten nahe 
                zu bleiben; nicht zuletzt wusste er auch mit prophetischer Vorausahnung, 
                dass er für immer sein geliebtes Kalabrien verlassen würde. 
                Es war der 2. Februar 1483. Franziskus folgte nicht dem königlichen 
                Befehl, gehorchte aber dem Papst, der hinter dem Drängen 
                des Königs die Chance für eine Mission sah, das Herz 
                des Königs zum Besseren hin zu bekehren. Schmerzhaft war 
                der Abschied von Kalabrien; aber noch wichtiger war es zu begreifen, 
                dass die notwendige Heilung des Königs eine Heilung der Seele 
                und nicht des Leibes war. Bei seiner Ankunft kniete der König 
                vor ihm nieder und bat um Heilung. Franziskus lud ihn ein, sich 
                zu erheben, auf Gott zu vertrauen und sich mit Gott zu versöhnen. 
                Franziskus teilte dem oft grausam herrschenden König mit, 
                dass er ihn nicht von seiner Krankheit befreien könne, ihn 
                aber auf einen christlichen Tod vorbereiten wolle - ein Angebot, 
                das der König tatsächlich akzeptierte: der König 
                starb in seinen Armen, nachdem Franziskus ihm versprochen hatte, 
                in Frankreich zu bleiben, bis der Thronfolger Karl ein regierungsfähiges 
                Alter erreicht hätte. Am 25. August 1483 hatte der Arzt dem 
                König den nahen Tod vorausgesagt; da gelang es Franziskus 
                zu bewirken, dass der Souverän am Samstag verschied, dem 
                Tag, der Maria, der Jungfrau geweiht ist, welcher der König 
                treu ergeben war.
 
 Der Eremit aus bäuerlichem Umfeld steht nun im Mittelpunkt 
                der europäischen Politik. Man darf annehmen, dass wesentliche 
                Friedensbemühungen Frankreichs in dieser Zeit auf die Begleitung 
                des jungen Königs durch Franziskus zurückgehen. Nicht 
                in allen Konflikten kann Franziskus mäßigend einwirken: 
                Frankreich zieht dennoch gegen das Königreich Neapel in den 
                Krieg, um die alten Ansprüche der Anjou auf das Königreich 
                Neapel zu bekräftigen.Der Feldzug endet mit einer emfindlichen 
                Niederlage der Franzosen.
 Im Verhältnis zwischen Frankreich und dem Herzogtum der Bretagne 
                gelingt es ihm aber, durch eine Heiratsvermittlung die Wogen zu 
                glätten. Bei all dem bleibt Franziskus in einer Grotte im 
                königlichen Park wohnen und zieht selbst das Gemüse 
                für seine Fastenspeisen. Seine einfache Lebensweise wird 
                zum Impuls für eine Reform der Kirche in Frankreich. Die 
                entstehende kösterliche Gemeinschaft                in Plessis-lez-Tours zieht Kreise und wächst ständig. 
                Verschiedene Mönche anderer Ordensgemeinschaften schließen 
                sich dem strengen Orden an.
 
 |  |  |   
            | Der 
                Orden breitet sich in Europa aus. Auch im deutschen Sprachraumentstehen 
                Konvente.
 |  | Franziskus 
                bleibt in Frankreich, auch während der Regierungszeit von 
                Anna und Karl VIII; in dieser Phase breitet sich der Orden weiter 
                in Frankreich aus. Die Brüder werden nach Böhmen und 
                ins heutige Oberösterreich (Oberthalheim, Pfarre Timelkam) 
                gerufen.. Nach der Thronbesteigung von Ludwig XII (1498) möchte 
                Franziskus gerne in sein Kalabrien zurückkehren, weil er 
                die Stunde seines Todes nahen fühlt. Der König stimmt 
                zunächst zu, will dann aber aus Zuneigung zu dem nunmehr 
                achtzigjährigen Bruder Franziskus diesen nun doch weiter 
                am Hof haben, weil er ohne ihn nichts tun zu können glaubt.
 |  |  |   
            | Zwischen 
              1498 und 1506 wird die vierte Regel verfasst. |  |  1493 ändert sich der Name der Brüderschaft in Ordine 
                dei Minimi poveri eremiti, schließlich wird der Orden 
                1501 Orden der Minimi des Bruders Franziskus von Paola 
                genannt. Neben den bestehenden sogenannten evangelischen Räten Armut, Keuschheit und Gehorsam benennt Franziskus als viertes 
                Versprechen seiner Brüder die vita quaresimale, 
                ein Leben, das täglich und andauernd umkehrt zu Gott durch 
                Fasten, Buße, Gebet und Nächstenliebe. Um die Hinwendung 
                zu Gott nicht zu behindern, enthält die Regel den absoluten 
                Verzicht auf Fleisch und alle tierischen Produkte. Eine solch 
                rigide Regel hatte Schwierigkeiten, approbiert zu werden, aber 
                Papst Julius II. bestätigte am 28. Juli 1506 schließlich 
                die Gültigkeit. 
 |  |  |   
            | Francesco's 
              Tod, seine Heiligsprechung |  | Für 
                seine Zeit lebt Franziskus ungewöhnlich lange. In dem für 
                Franziskus von Ludwigs Sohn Karl VIII. erbauten Kloster Plessis-les-Tours/Frankreich 
                stirbt Franziskus nach einem Leben strengster Askese mit 91 Jahren 
                am Karfreitag 2. April des Jahres 1507.  Am Palmsonntag 
                28. März 1507 bekam Franziskus ein hartnäckiges Fieber, 
                das sich während der Karwoche verschlimmerte. Das konnte 
                ihn aber nicht daran hindern, sich am Gründonnerstag in die 
                Kirche zu begeben, um die Messe vom letzten Abendmahl mitzufeiern 
                und unter Tränen die Kommunion zu empfangen. Er zog sich 
                in seine Kammer zurück, wo er am Freitagmorgen alle Brüder 
                des Konvents zusammenrief, wie er es immer am Abend vor den Festtagen 
                zu tun pflegte. Er ermahnte sie, dass sie die Regel beachten sollten, 
                dass sie wechselseitige Liebe/Caritas erweisen und das Versprechen 
                halten, ein Leben in dauernder Umkehr zu führen (vita quaresimale). 
                Während er noch sprach, brach die Stütze des glühenden 
                Kohlenbeckens und fing Feuer. Während alle hierhin und dorthin 
                eilten, um einen Brand zu verhindern, nahm Franziskus das Kohlebecken 
                zwischen die Hände und sagte: "Wie ich das glühende 
                Kohlenbecken in meinen Händen halten kann, ohne mich zu verbrennen, 
                so könnt ihr das halten, was ich euch in der Regel vorschlage 
                - wenn ihr Gott wirklich liebt." Dann ließ er die Johannespassion 
                vorlesen, benannte seinen Nachfolger, besprengte sich mit Weihwasser, 
                immer wieder auf Christus am Kreuz schauend. Kurz vor dem Ableben 
                betete er: "O Herr Jesus Christus, guter Hirt unserer Seelen, bewahre 
                die Gerechten, bekehre die Sünder, bringe die Seelen der 
                Verstorbenen in den Himmel und sei mir übelstem Sünder 
                günstig!" Dann verschied er gegen 10 Uhr morgens. 
                (B 223-228)
 
 Man bestattet seinen Leichnam in der Konventkirche zu Tours, wo 
                er bis 1562 sehr verehrt wird. Im Zuge der religiösen Auseinandersetzungen 
                der Hugenottenkriege im 16. Jahrhundert wird sein noch intakter 
                Körper verbrannt, vielleicht auch deshalb, weil die Brüder 
                von Franziskus bei der Verteidigung des Katholizimus in vordester 
                Front stehen. Wenige Gebeine werden gerettet und befinden sich 
                teils in Paola (seit 1935), teils in Notre Dame di La Riche.
 Im Jahr 1513 wird er selig- und am 1. Mai 1519 von Papst Leo X. 
                heiliggesprochen.
 Am 27. März 1943 erklärt ihn Papst Pius XII zum himmlischen 
                Patron der Seeleute. Am 2. Juni 1962 ernennt ihn Papst Johannes 
                XXIII zum besonderen Schutzpatron von Kalabrien. Franziskus von 
                Paola ist auch Patron der Einsiedler, in Leiden, für Nachkommen 
                und gegen die Pest.
 
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            | Der Orden heute
   |  | Der Orden besteht 
                heute aus dem ersten Orden, das sind die Brüder. Der zweite 
                Orden sind die Schwestern in Klausur, und der dritte Orden ist 
                der Zweig der Laien. Alle respektieren die Regel von Franziskus 
                von Paola. Der Zweig der Laien ist deshalb von besonderer Bedeutung, 
                weil Franziskus selbst Laie war und dem täglichen Leben der 
                einfachen Leute besonders nahe. Um 
                die Bedeutung des Namens "Minimi" zu verstehen, muss 
                man wissen, dass sich Franziskus von Assisi und seine Brüder 
                als Fratri minori, als "geringere Brüder" oder 
                "mindere Brüder" bezeichnet haben. Franziskus von 
                Paola steigert diese Demut zum Superlativ, indem der neue Orden 
                "Fratri minimi", also "geringste, mindeste Brüder" genannt wird. Der 
                erste Orden der Mindesten Brüder (Minimi, Paulaner) hat heute 
                Niederlassungen in Italien, Spanien, Tschechien, USA, Mexiko, 
                Brasilien, Kolumbien und Indien. Der zweite Orden (weiblicher 
                Zweig) hat seinen Schwerpunkt in Spanien mit 9 Konventen, drei 
                Konvente sind in Italien und einer auf den Philippinen.
 
 
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            | Die Spiritualität des Francesco di Paola
 Wie 
                lässt sich die spirituelle Herausforderung des Franziskus 
                von Paola heute leben? |  | CHARITAS In allem, 
                was Franziskus tat, hatte er immer das Wort Charitas auf seinen 
                Lippen. So sagte er: Tun wir das, um der Liebe willen; gehen wir, 
                um der Liebe willen (per carità).
 Was Franziskus mit Charitas meint, lässt sich so beschreiben:
 1. Es ist Gott, der zuerst liebt.
 2. Dem entspricht die menschliche Haltung der Demut: Der Demut 
                des Verstandes, der Demut des Herzens und der Demut des Lebens
 3. Daraus entspringt die Liebe zu den Schwestern und Brüdern 
                mit tätigem Einsatz
 So deuten 
                Paulaner (Fratri Minimi) heute ihre christliche Existenz:
 Nehme dich als Geschenk Gottes an! Nehme deine eigene Zerbrechlichkeit 
                wahr, habe keine Angst, deine Schwächen zu erkennen. Akzeptiere, 
                dass du Vervollkommnung nötig hast. Sei bereit zu lernen, 
                dich selbst zu erkennen, dann kannst du anderen Menschen, der 
                Natur und Gott positiv begegnen.
 Lebe dein 
                Menschsein zusammen mit anderen. Ohne die Konfrontation mit einem 
                DU kannst du nicht wahrhaft Mensch sein. Im Zugehen auf die andern 
                entdeckst du die Möglichkeit, Gemeinschaft der Kinder Gottes 
                zu bauen. In der 
                Beziehung zu Gott findest du die grundlegende und bevorzugte Beziehung, 
                die deinem Leben Sinn gibt. Gott ist für dich nicht fern 
                und unzugänglich, sondern Gott ist der Gott mit uns, 
                der Gott, der Mensch wurde und Weggefährte. Stelle 
                dich nicht außerhalb des sozialen Beziehungsgefüges, 
                sei nicht einfach Zuschauer der menschlichen Geschehnisse. Dein 
                Verhältnis zur Welt soll nicht in Ablehnung oder Flucht bestehen, 
                sondern im Zuhören, im Wandel und im Dialog. Stehe in der 
                Welt, auch wenn du nicht von der Welt bist, damit du der Welt 
                helfen kannst, den Sinn der Geschichte zu erkennen und ihn zu 
                verwirklichen.
 (Nach einem Entwurf italienischer Paulaner-Novizen)
 
 
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            | Die Gemeinschaft des Franziskus von Paola in Deutschland
 |  | In 
              Bayern treffen die Paulanermönche im Jahr 1627 ein. 
              Einige der Ordensbrüder ziehen in das Münchner Kloster 
              Neudeck ob der Au. Ihre Haupteinnahmequelle ist u.a. das Bierbrauen, 
              mit dem sie spätestens 1634 beginnen. Um 1660 ist in München 
              ein Kloster mit Braurecht bestätigt; es entsteht das Paulanerbier. 
              Im Jahr 1751 erlaubt ein kurfürstliches Mandat ausdrücklich 
              den öffentlichen Bierausschank am Festtag des Ordensgründers, 
              des heiligen Franziskus von Paola.
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            |  |  | Links zu Franziskus von Paola |  |  |   
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 |  | Quellen in italienischer Sprache, die obigen Übersetzungen zugrunde liegen:
 Die Quelle ist am Ende eines Abschnitts angegeben. A Vita di San Francesco di Paola, volkstümliche Schrift, verfasst 1502 in lat. Sprache von einem anonymen Schüler des Heiligen, der als P. Lorenzo Clavense erkannt wurde.
 BS. Francesco di Paola - vita illustrata
 verfasst von P. Antonio Castiglione,
 Paola 1989
 mit Rückgriff auf die Heiligsprechungsakten und weitere Literatur
 CSan Francesco di Paola
 La vita e la spiritualità
 ( Supplemento a Charitas. Giornale di San Francesco di Paola - N° 2 Marzo-Agosto 2005)
 Hrg. vom Generalat des Ordens der Minimi, Rom
 DGiuseppe Fiorini Morosini:
 San Francesco di Paola - vita, personalità, opera.
 Roma 2006.
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